Dienstag, 17. März 2009

Oberbürgermeister schöööön

Was in der allgemeinen Berichterstattung über den Amoklauf ein wenig unterging, ist die Tatsache, dass der Terror nun endgültig in Deutschland angekommen ist. Und zwar dort, wo niemand damit gerechnet hat: Im beschaulichen Oldenburg. Das Opfer: Der Oberbürgermeister. Die Tatwaffe: cremig.

Einige maskierte - die Polizei würde sagen: vermummte - Aktivisten der weltumspannenden Terrororganisation antikapitalistischen Gruppe "Die Überflüssigen" stürmten in einen Saal, in welchem der Oldenburger OB Gerd Schwandner gerade die Neubürger der Stadt begrüßte. Nun, eigentlich stürmten sie den Saal nicht, sondern schlurften ganz gemächlich herein; aber die boulevardeske Stimmung der letzten Tage hinterlässt auch bei mir Spuren. Sie schlurften also in den Saal, schüttelten dem offensichtlich verwirrten Schwandner die Hand, klatschten ihm anschließend eine Torte ins Gesicht und machten damit einen riesigen Schritt voran auf dem Weg zur Weltrevolution.

Die Neubürger staunten nicht schlecht ob der ihnen dargebotenen Show und fragten sich vermutlich, ob die politische Auseinandersetzung in dieser Ecke der Welt wohl öfter mit kalorienreichem Backwerk geführt wird. Die Altbürger waren kaum überrascht, waren nicht wenige von ihnen schon seit längerem der Ansicht, dass der OB mitunter ein ziemlicher Clown sei. Schwandner selbst kann's egal sein: Er, dem noch vor wenigen Tagen ein Abwahlverfahren drohte, sitzt nun sympathiebedingt wohl fester im Sattel als je zuvor. Und dass nicht jeder über Clownerien lachen kann - das sollte sich in den folgenden Tagen überdeutlich zeigen.

Zunächst war da die Presse, die vom "Tortenanschlag" sprach und auch das Wörtchen "feige" das eine oder andere Mal bemühte. Zur Solidarität mit dem OB wurde aufgerufen. Schließlich waren wir an diesem dunklen Tag alle Oberbürgermeister. Und nichts würde mehr so sein, wie es vorher war. Es folgten die Gutbürger der Stadt, von denen bis dato vermutlich jeder zweite dem OB liebend gerne etwas an den Kopf geknallt hätte, nachdem dieser bei seiner Wahl die Leute hemmungslos verarscht hat. Nun aber hagelt es Lob und Sympathiekundgebungen von allen Seiten. Wo kommen wir denn da hin, wenn ungewaschene Hausbesetzer, die sich vermutlich vor der Tat voll Haschisch gespritzt haben, nicht mehr nur zu Pflastersteinen, sondern nun auch noch zu Konditoreiprodukten greifen? "Heute war es eine Torte", sorgten sich viele Bürger: "Und mit was werfen sie morgen?" Ich vermute das Schlimmste: Eisbomben.

Aber das war noch nicht der Tiefpunkt der Geschichte. Die Presse zitierte einen hiesigen Restaurantbetreiber, in dessen Nobel-Etablissement die "Überflüssigen" auch schon zugeschlagen hatten, indem sie einen Nuklearsprengsatz zündeten - Verzeihung, ich meinte: indem sie den Gästen die Schweinemedallions in Pfefferminzsoße vom Teller klauten. Die Täter, so der Gastronom, hätten Schuhe im Wert von 150 Euro getragen. Das ist natürlich skandalös! Luxusautonome! Salonrevolutionäre! Unglaubwürdiges Gesocks! Macht doch eigentlich keinen Unterschied, ob man nun so viel Geld für Kleidung oder für ein Abendessen ausgibt. Als nächstes stellt sich noch heraus, dass auch die Kapuzenpullis Geld gekostet haben.

So geht das natürlich nicht, und so wird das auch nix mit der Revolution. Ich fordere hiermit, arme Leute und andere Querulanten gesetzlich dazu zu verpflichten, ausschließlich Deichmann-Schuhe für 19,95 Euro zu tragen. An ihren Schuhen sollt ihr sie erkennen!


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