Donnerstag, 27. August 2009

Kleine Männer mit großen Rohren

Man stelle sich folgende Situation vor: Vor dem Nachbarhaus will ein pickeliger Pubertierender vor seinen Kumpels mit seinem Moped angeben und dreht zu diesem Zweck eine halbe Stunde lang ständig den Gashebel bis zum Anschlag auf. Jeder normale Mensch würde ihn dafür anschnauzen, ihm mit der Polizei drohen und letztlich, wenn alles andere nicht hilft, ein paar an die Löffel geben. Und jeder Anwohner würde applaudieren - denn jeder empfände das Verhalten des Sandkastenrockers als unverschämt, asozial und höchst überflüssig.
Völlig anders sieht es natürlich aus, wenn derselbe Moped-Motor nicht in ein Zweirad, sondern in eine umschnallbare Pustevorrichtung eingebaut ist: Dann handelt es sich um einen Laubbläser, und der entstehende Krach muss hingenommen werden, denn schließlich ist es ja Arbeit.

Wohlgemerkt: Wir haben Ende August. Die Zahl der herumliegenden Laubblätter hält sich in deutlich überschaubaren Grenzen. Mathematisch ausgedrückt: Sie strebt gegen Null. Es kann sich also nur um ein bißchen Dreck gehandelt haben - vielleicht mit ein paar abgerissenen Zweiglein und dem einen oder anderen Bonbonpapier versetzt -, den der Irre aus meiner Nachbarschaft mit der Lautstärke eines startenden viermotorigen Bombers auf seiner Auffahrt zusammengeblasen und dafür eine halbe Stunde gebraucht hat und dabei nicht ahnte, wie knapp er einem gewaltsamen Tod entkommen ist.

Mit einem stinknormalen Besen hätte es auch nicht länger dauern können. Und wenn man dafür schon zu faul ist, gäbe ja noch diese schiebbaren Reinigungsgefährte. Die Verwendung dieser Gerätschaften macht nicht nur keinen Krach, sondern würde auch dem Körper guttun. Aber um Bequemlichkeit oder Arbeitserleichterung geht es wohl nicht. Einen Laubbläser kauft man(n) sich ebensowenig aus Gründen einer Effizienzsteigerung, wie man(n) sich einen SUV kauft, um den täglichen Weg zur Arbeit abzukürzen.

Eine viel größere Rolle bei der Anschaffung dieser Höllengeräte dürfte dagegen spielen, dass es sich bei einem Laubbläser um ein enorm großes Rohr handelt - und nichts ist wohl besser geeignet (auch kein SUV), um gewisse körperliche Defizite besser zu kompensieren, als aus einem meterlangem Gerät mit einer HengstPferdestärke mit 300 km/h heiße Luft zu ejakulieren. Aus ähnlichen Gründen steht so mancher Mann auch auf Militärgerät, Kanonen und so.

Und wie es früher auf Schiffen eine gängige Bestrafungsmethode war, jemanden auf eine Kanone zu binden und auszupeitschen, sollten heute auch Laubbläserbesitzer für ihren Dezibelterror adäquat zur Rechenschaft gezogen werden. An das Ding angebunden sind sie ja schon; man muss sich nur noch entscheiden, womit man die Delinquenten züchtigt. Mit Rechen und Besen, würde ich vorschlagen. Außerdem sollten staatliche Vollzugsbeamte ihnen den Bläser wegnehmen und damit zu mehreren unangekündigten Zeitpunkten durch das Schlafzimmerfenster die Bettdecke wegblasen, und zwar nachts um drei.

Nebenbei gesagt: In diesem von Peinlichkeiten und Lächerlichkeiten durchsetzten Wahlkampf wäre das doch wirklich mal eine Forderung, mit der man Stimmen gewinnen kann.

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