Mittwoch, 16. Juni 2010

BP hat langsam fettich

Mal so nebenbei: Ich lese alle zwei Tage, dass aus dem Bohrloch im Golf von Mexiko noch mehr Öl ausströmt als bislang gedacht. Bei 55 Tagen kommt da eine ganze Menge zusammen - das erinnert irgendwie an die Sache mit dem Reiskorn und dem Schachbrett. Gegen Zahlenangaben wird man da geradezu zwangsläufig abgestumpft, genau wie bei den Milliarden für die Banken: Hundertausende Barrel, zig Millionen Liter, Tausende Tonnen - kaum vorstellbare Mengen. Vielleicht wären unbestimmte Angaben greifbarer: Während man also letzte Woche noch dachte, es würde echt verdammt viel Öl da täglich herausschießen, so war es vor ein paar Tagen dann ein ganzer Arsch voll Öl, vorgestern irrsinnig viel und heute unfassbar viel. Und in ein paar Tagen? Gehirnzerfetzend viel Öl? Absurd viel? Aberwitzig unvorstellbar wahnsinnig gigantomanisch viel? Und wie lange noch, bis einem die Adjektive endgültig ausgehen?

BP druckst mit den Zahlen herum wie ein Kind, das erstmal behauptet, der Tisch mit der teuren Vase sei gegen es gestoßen und nicht andersherum - und sich erst nach und nach die unschönen Einzelheiten aus der Nase ziehen lässt, bis die ganze Wahrheit ans Licht gekommen ist, und dann setzt es einen Satz heiße Ohren. Wohlgemerkt: Bei einem Kind. Ein Konzern kann natürlich planmäßig die gesamte Welt über die desaströsen Ausmaße der Ölpest belügen und kommt damit zum Teil auch noch durch: Die Medien rezitieren gebetsmühlenartig alle paar Tage die neueste Korrektur der täglich die Umwelt einfettende Ölmenge, die BP häppchenweise einzuräumen bereit ist - und kaum jemand fragt, wie das eigentlich sein kann, dass sich diese Zahl seit zwei Monaten stets nur in eine Richtung entwickelt: Nach oben.

Da verschafft es einem auch nur bedingt Befriedigung, dass BP an der Geschichte vermutlich pleite gehen wird. Erstens können sich die Fische, Seevögel und Küstenbiotope davon auch nichts kaufen und zweitens ändert es auch nichts an der Tatsache, dass es auf den Weltmeeren tausende weitere Förderanlagen gibt, allein 400 in der Nordsee. Und offenbar haben ja alle Ölkonzerne das Sicherheitsprinzip massiv vernachlässigt. Falls da nichts von selbst hochgeht, wird sich sicher der eine oder andere Offshore-Taliban finden, der zu dem Schluss kommt, dass sich hier lohnenswerte und leicht zu erreichende Ziele bieten.

Also, was tun? Nicht mehr bei BP/Aral kaufen, klar. Man erzähle mir nichts davon, dass es  Unschuldige treffe, nämlich die Pächter - das ist eben deren unternehmerisches Risiko, wenn sie sich für die Spritbranche entscheiden. Und außerdem kann man, bevor man gänzlich in Verzweiflung und Wahnsinn abdriftet, zwischendurch mal darüber lachen - auch wenn's eigentlich nichts zu lachen gibt. Biddeschön:




Via 11k2.

1 Kommentar:

juwi hat gesagt…

Nö: Zu lachen gibt's da wirklich nichts. Das ist schlicht und einfach ebenso absurd, wie das reale Leben im und am Golf von Mexiko.