Ach, früher. Da hat man den Käpt'n nach erfolgreicher Meuterei in einem kleinen Boot ausgesetzt, den Jolly Roger gehisst und anschließend sein Glück gesucht, entweder in den Schatztruhen spanischer Galeonen oder wenigstens auf Südseeinseln mit leicht bekleideten Einheimischen. Heute scheinen Meutereien doch einiges von ihrer Romantik verloren zu haben - naja, immerhin handelte es sich um ein Segelschiff.
Vorweg: Ich bin weit davon entfernt, die Bundesmarine in Schutz zu nehmen; und jemanden mit Höhenangst zu zwingen, 30 Meter hoch in die Masten aufzuentern, ist wirklich gemein - aber mal ganz ehrlich, liebe Kadetten: Wer darunter leidet, sollte vielleicht auch nicht unbedingt ausgerechnet eine Karriere als Marineoffizier anstreben, denn erstens ist die Brücke einer Fregatte auch nicht gerade auf Normalnull und zweitens gehört zur entsprechenden Ausbildung bekanntlich der Dienst an Bord der Gorch Fock - und dass sich deren Segel nicht von selbst setzen, dürfte klar sein. Zwar gilt das Aufentern als freiwillig, aber wer tatsächlich glaubt, dass er es beim Marinekommiß schafft, monatelang drum herumzukommen, einen Fuß in die Wanten zu setzen, ist blauäugiger als Terence Hill.
Dennoch ist das Vorgehen der Offiziere, sofern die Berichte über Erpressungen und Drangsalierungen stimmen, natürlich nicht in Ordnung, und völlig zu Recht verweigern die Anwärter den Befehl: Zum einen müssen sie es nicht hinnehmen, in ihren eigenen Rechten beschnitten zu werden, und zum anderen soll der Bundeswehrsoldat - also auch der Mariner - das Idealbild eines mündigen "Bürgers in Uniform" erfüllen. Und der lässt sich nicht gerne von rotgesichtigen Waschbrettköpfen anschreien.
Meuterei also, und das auf einem deutschen Marineschiff. Respekt - dafür hätte es früher was mit der neunschwänzigen Katze gegeben. Aber nein, geht nicht - dafür wird man ja normalerweise auf eine Kanone gebunden, und sowas gibt es auf dem Kasten nicht. Dann eben kielholen - oder könnt ihr auch nicht schwimmen? Naja, heute wird man halt nach Hause geflogen; andere Zeiten, andere Sitten. Ich hätte es schicker gefunden, wenn ihr den Kahn übernommen hättet und auf, ähem, eigene Rechnung weitergefahren wärt. Muss ja nicht vor Somalia sein, vor Brasilien gibt's genug Kreuzfahrtschiffe mit reichen Passagieren drauf.
Und keine Angst vor deutschen Fregatten, die euch verfolgen: Die dürfen eh' nicht schießen.
2 Kommentare:
Nach "Abenteuer Erde - Unterwegs an deutschen Ostgrenzen" nun eine neue TV-Serie mit dem gegelten Luden nebst seiner Schickse, "Das Traumschiff - Flegeln unter Segeln"?
Puh. Ich hätte nicht gedacht, dass es noch Schlimmeres geben könnte als Sascha Hehn... aber wenn ich die Drehbücher schreiben darf, hätte ich nichts dagegen.
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