Samstag, 15. Januar 2011

... und mit 32 immer noch Muttis Liebling

Stern! Ich hatte ja ohnehin schon längst jegliche Hoffnung aufgegeben, dass aus dir eines Tages vielleicht doch wieder das halbwegs brauchbare Magazin wird, das du vor Urzeiten angeblich mal warst. Sei's drum. Aber musstest du dich nun unbedingt derartig bei dem Vorzeige-Milchbubi der FDP anbiedern?


"Mit 18 Jahren war er Philosoph." Tschuldige mal - "Philosoph"? Mit ACHTZEHN?!? Wer, bitteschön, ist denn mit 18 ein Philosoph? Mir schwante Schröckliches, und tatsächlich erklärst du diese seltsame Unterzeile im Text damit, dass Lindner freitagnachmittags im Klassenzimmer blieb und mit seiner "AG Philosophie" herumlaberte, während die cooleren Jungs bolzten, Partys vorbereiteten oder Mädels anbaggerten. Du hast es etwas anders formuliert, aber wir wollen jetzt nicht vom Hundertsten ins Tausendste kommen.

ICH habe damals freitagabends (!) mit Kumpels herumgesessen und -philosophiert, gerade über politische und gesellschaftliche Fragen, meistens im Auto vor der Disco und unter Zuhilfenahme bewusstseinserweiternder Mittelchen. Macht mich das nicht folgerichtig zu einer Art Superphilosophen?

Oder zählen nur institutionalisierte Aktivitäten? In diesem Fall war ich an meiner Schule zuerst in der "AG Informatik" und später in der "AG Kunst". Dann kam der Zivildienst. Also bitte schreib über mich, wenn ich dereinst den dafür nötigen Berühmtheitsgrad erreicht habe, in deinem lobpreisenden Portrait meiner Person: "Netzpionier mit 18, Künstler mit 19, Humanitäres Engagement mit 20". Ach ja, wenn's unbedingt ein Auto sein muss: Mit 19 fuhr ich einen Benz.

Ich will nicht lange darüber spekulieren, ob die Mitgliedschaft in einer AG an Lindners Schule eventuell Pflicht und die Wahl von Philosophie für ihn wie für so viele andere eine Art Notnagel war - ein Fach, in dem man nichts Zählbares leisten muss. Ich will auch keine Mutmaßungen darüber anstellen, wie er sich mit 19 einen Porsche leisten konnte. Und keinesfalls möchte ich laut darüber nachdenken, ob der Mann, der "mit 25 Spitzenpolitiker" wurde, wie du begeistert aufs Papier hirnejakulierst, jemals irgendeiner normalen Arbeit nachgegangen ist. Gewisse Anzeichen sprechen dagegen. Dagegen spricht weitaus mehr dafür, dass Lindner genau das ist, wofür man ihn ohnehin schon immer gehalten hat: Ein verwöhntes, mit goldenen Löffeln gefüttertes Bürschchen aus reichem Hause, das keine Ahnung vom wirklichen Leben hat, aber wegen seiner Schwiegermutters-Darling-Ausstrahlung von Klatschblättern wie dir hofiert wird.

Ich habe dich durchschaut, Stern. Da hilft es auch nicht, wenn du Lindner drei Tage vor dem Fototermin bittest, sich nicht mehr zu rasieren, dein Fotograf ihm die Haare zerwuschelt und ihn bittet, die Augen möglichst maskulin zuzukneifen: Du protegierst diesen Hanswurst, der noch nicht einmal trocken hinter den Ohren ist, und möchtest ihn in Westerwelles Parteiamt hineinschreiben. Dafür gebührt dir ein aus dem tiefsten Innern kommendes "Uäärgh!".

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

[...]Ein verwöhntes, mit goldenen Löffeln gefüttertes Bürschchen aus reichem Hause, das keine Ahnung vom wirklichen Leben hat, [...]

m.E. ein Kriterium, um aktuell ein FDP-Mitglied im Bundestag zu sein.

Dr. No hat gesagt…

Yup. Steht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch im Stellenprofil für jeden Pposten innerhalb der Partei. (Wer schon mal richtig gearbeitet hat, könnte ja schließlich mit sozialistischen Ideen infiziert sein.)
;-)

ImpiLiberal hat gesagt…

Ich find diese demonstrative Gelassenheit eigentlich ganz unterhaltsam, mit der us Chrischan vor jede TV-Kamera hüpft, die nicht bei Drei auf der GEZ ist.

Dr. No hat gesagt…

Dummerweise erinnert er mich immer an eine Figur aus meiner Lieblingsserie, die ich dadurch nicht mehr wirklich genießen kann...
http://www.youtube.com/watch?v=JEX7YHMyFzc