Donnerstag, 17. Februar 2011

Karl-Theodor, ich will ein Kind von dir!

Tja, Gutti bleibt zurzeit wirklich nichts erspart: Bei der Bundeswehr reiht sich Skandal an Skandal, dann verliert er den Titel des "Oldenburger Grünkohlkönigs" - und schließlich kommt auch noch heraus, dass er Teile seiner Doktorarbeit offenbar geaxolotlroadkillt hat. Harte Zeiten für den Jet-Set-Minister, der erst einmal zu seiner Fangemeinde nach Afghanistan flieht - früher ist man, wenn man seiner Ehre verlustig gegangen ist, wenigstens noch zur Fremdenlegion gegangen, aber heute sind die Kerle ja alle so verweichlicht. Sei's drum - am Hindukush muss er wenigstens nicht mitkriegen, dass ihm langsam selbst die treuesten seiner Hofpostillen fahnenflüchtig werden. Bevor sich nachfolgende Generationen also nicht mehr vorstellen können, wie unfassbar schleimig der Mann mit dem Gel-Helm einst gebauchpinselt wurde, möchte ich schon jetzt für die Nachwelt den wohl arschkriecherischten Artikel der jüngeren Mediengeschichte dokumentieren. Vorhang auf für das nördlichste CSU-Fanzine der Republik, das sich als Regionalzeitung tarnt.

Die Tradition, jedes Jahr einen hochrangigen Politiker eine mit einem Blechschweinchen behängte Kette umzulegen, mag man ebenso belustigend wie den ganzen Bohei darum reichlich nervig finden. Nun ist Gutttis Amtszeit also um - neinnein, lassen Sie den Champagner im Schrank, gemeint ist die Amtszeit als Grünkohlkönig. Etwas mehr Konzentration beim Lesen bitte. Also: Nach einem Jahr geht diese Würde an die nächste Politmarionette über, in diesem Fall an den vollkommen spaßbefreiten Pharmaspezi Philipp Rösler. Und nun ist das Jammern und Wehklagen der NWZ-Redaktion angesichts des Endes der aristokratischen Gemüseherrschaft groß. Ich darf mal zitieren (NWZ, 9.2.11):
"Selten fiel der Abschied so schwer: Das Oldenburger Volk hat den 39-jährigen Edelmann KT geliebt."
Es könnte nicht schaden, jetzt einen Eimer bereitzuhalten.
"Als junger, fescher Kohlkönig war der fränkische Freiherr Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) grandios", 
kriegt sich die Autorin nicht mehr ein:
"... vollendete Manieren, geschliffene Sprache, Witz und eine Menge Schneid... Große Lieben enden gar nicht..."
Klingt wie ein kreischendes Groupie, das BH, Slip und Zimmerschlüssel auf die Bühne wirft. Und nein, das ist jetzt keine chauvinistische Fantasie von mir: Ich bin überzeugt, dass der Großteil der Männer in der Führungsetage der NWZ bereit wäre, größere chirurgische Eingriffe über sich ergehen zu lassen, nur um Karl-Theodors Kinder austragen zu können.

Was höre ich da von den billigen Plätzen? Der Text sollte augenzwinkernd gemeint sein? Es handelte sich um stilistische Übertreibungen, um den Humorgehalt in die Höhe zu treiben? Wenn das euer Bestreben war, liebe Autoren, so ist es grandios gescheitert. Noch grandioser als Karl-Theodors Kohlkönigsein. Und da ihr KT außerdem bereits einen Tag später vom Titelblatt grinsen lasst und ihn - was ihr bestimmt total pfiffig fandet - als "Rosenkavalier" bezeichnet, weil er bei einem Staatsbesuch in Indien mit einem Blumenkranz behängt wurde, vermute ich eher, dass euch generell bei seinem Anblick die Hormone aus der Feder quellen. Wen kümmert es da, dass er das Land besucht hat, um Kriegsgerät in diesem unruhigen Teil der Welt zu verkaufen.

Nun, mittlerweile aber klingt das alles ein wenig nüchterner. Zwar werden im Zusammenhang mit dem Plagiatsvorwurf zur Verteidigung des Verteidigungsministers die üblichen Wadenbeißer aus Guttis Partei mit den üblichen Schmähfloskeln über Gebühr zitiert, aber grundsätzlich scheint die Libido abgekühlt zu sein: Vom "Abkupfern" ist da die Rede, vom nachlassenden "Glanz des Strahlemanns", von Dummheit. Der Haussegen hängt schief, die Scheidung liegt in der Luft. Es sieht fast so aus, als könnte nun nicht einmal mehr ein Kind die sonst stets harmonisch gebliebene Beziehung zwischen dem Freiherrn und seinen Ausrufern kitten.

Lustig, dass das jetzt ausgerechnet in diesem Zusammenhang geschieht. Denn sollten sich die Plagiatsvorwürfe erhärten, bedeutet das erstmal lediglich, dass Guttenberg ein schlechter Wissenschaftler ist, was in der Theorie noch lange nicht bedeutet, dass er auch ein schlechter Politiker sein müsste. "Aber die Glaubwürdigkeit ist dahin! Wie soll man ihm je wieder trauen?" wird nun gefragt. Weiß ich nicht, ich habe ihm noch nie getraut. Und seine Glaubwürdigkeit ist spätestens mit seinem Verhalten in der Kunduz-Affäre und dem Umgang mit Oberst Klein dahin, da braucht es auch keine fehlenden Fußnoten mehr.

Aber so ist das hierzulande wohl: Die Fahne darf nicht mit Kritik besudelt werden, egal, wieviele Menschenleben es kostet - aber wehe, jemand macht Schmu mit akademischen Würden. Da hört der Spaß auf.

7 Kommentare:

Dr. Rauskucker hat gesagt…

Wo hat eigentlich Dr. No seinen Titel her? Da ist doch bestimmt auch gemogelt worden?

Dr. No hat gesagt…

Nö, das ging mit rechten Dingen zu. Der Betreiber des Blogs hat den Hauptautoren des Blogs beizeiten zum Ehrendoktor ernannt. (Auf das "h.c." muss ich in der Autorenzeile leider verzichten, da ich nur über einen begrenzten Vorrat an Punkten und Konsonanten verfüge.) Und was kann ich für meine gespaltene Persönlichkeit, die sich ständig mit Ehrungen, Orden und Titeln überhäuft...

Pathologe hat gesagt…

Betr.: Überschrift "Karl-Theodor, ich will ein Kind von dir!": Wenn das mit dem Kind wahr würde, dann wäre das doch bestimmt von Boris abgekupfert. Außer, es hätte keine roten Haare.

(Ihre Sicherheitsabfrage hat auch ein Guttenbergsches Eigenleben: remove mish. Ach nein, revomish.)

Dr. No hat gesagt…

Gutti removed sish gerade ganz gut selbst. Was allerdings den bobbelesken Samenraub reloaded angeht, hoffe ich stark, dass das bei KT erst dann geschieht, wenn er weg vom Fenster ist - sonst würden sich die Gazetten im Land ja überhaupt nicht mehr einkriegen.

Guttimpi hat gesagt…

Die Feinde unseres geliebten Freiherrn haben schändliches ins Netz gestellt:

http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/Plagiate

juwi hat gesagt…

Gar schändlich, die verhängnisvolle Frage des Herrn Doktor Rauskucker. Doch, Oh, welch Schmerz: Die gutten Tage sind vergangen, den gutten Plagiaten gehört - zumindest vorerst - die kritikgetränkte Zukunft. Nur die Frau Merkel, die steht hinter ihrem Fürsten und schubbert ihm stärkend den von Selbstgeißelungen geschundenen Rücken: Weil er doch so offensiv die in der Bundespressekonferenz wartenden Journalisten der nicht geladenen Presse ignorierte. Ich aber denke derweil, er täte sich selbst einen Gefallen, wenn er es ernsthaft in Betracht zöge, in bester Adelsmanier beizeiten schneidig zurückzutreten.

Dr. No hat gesagt…

@Impi: Danke!

@Juwi: Oder er könnte sich in noch besserer Adelsmanier in sein Schwert st... ach nein, zu spät: Wieder ist ein Skandal an seiner Fettschicht abgeglitten. Der Mann ist politisch unkaputtbar. Wenn nicht mal Mutti die Gelegenheit nutzt, sich ihres potenziellen Thronerbens zu entledigen.