Mittwoch, 17. Februar 2010

Sternstunden des Lokaljournalismus oder: Wie ich einmal Bildblog war

Im Bildblog werden bekanntlich mit schöner Regelmäßigkeit Beispiele von Artikeln vorgestellt, für die Journalisten ihr hoffentlich ursprünglich mal gelerntes Handwerk durch das simple Copy-and-Paste-Prinzip ersetzten. Nun bin ich zufällig selber mal auf ein solch peinliches Machwerk gestoßen, und zwar in der mir bis dato zu Recht unbekannten "Peiner Allgemeinen Zeitung". Dort wird im Lokalteil für Vechelde nicht nur auf die kommende Ausstellung des Künstlers Y. Fongi hingewiesen, sondern auch mehrfach (Vorspann, Bildunterschrift, erster und letzter Absatz) darauf, dass dieser dereinst in Vechelde geboren wurde. Damit ist den lokalredaktionellen Leitlinien Genüge getan - wozu da noch etwas über sein Leben und Werk recherchieren? Es gibt doch schließlich Wikipedia.


Nicht einmal große Mühe mit der Umformulierung hat man sich gemacht - Respekt. Die gezeigten Textauszüge stellen rund 80 Prozent des gesamten Textes - der Rest besteht, wie erwähnt, zum einen aus gebetsmühlenartiger Wiederholung des Umstandes, dass Y. Fongi in Vechelde geboren wurde (strenggenommen hat er dort allerdings offenbar gerade mal seine Jugendzeit verbracht und die erstbeste Gelegenheit zur Flucht ergriffen), und zum anderen aus einem kurzen Absatz, in dem sich der Lokalredakteur offenbar vorübergehend an seiner journalistischen Ehre gepackt fühlte und etwas eigenen Content beisteuern wollte.

Das hätte er indes besser bleiben lassen sollen: Für den Allgemeinplatz "Nicht nur die Gesellschaft, auch die Künstler suchten in den 60er-Jahren nach neuen Wegen" zahlt er fünf Euro ins Phrasenschwein - und der Plan, mit der Nennung von Beispielen kunsthistorische Kompetenz vorzutäuschen, geht auch schief: Mit Namen wie Warhol, Lichtenstein und Beuys, die jeder Barbar kennt, beweist man lediglich Kreuzworträtselbildung.

Aber Hauptsache, die betreffende Person lebte irgendwann einmal im Verbreitungsgebiet. Ach, übrigens: Sowohl die Wikipedia als auch demzufolge die PAZ irren sich, was den bürgerlichen Namen des Künstlers angeht: Er heißt nicht Hartung, sondern Gartung; und nach Angabe enger Verwandter auch nicht Heiner Maria, sondern Werner (nicht zu verwechseln mit dem bekannten Fotografen gleichen Namens).

Naja, who cares - Namen sind Schall und Rauch. Hauptsache, die Person lebte irgendwann einmal... usw.

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